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Altes Neuland China

Ein Netz von grünen Brücken kann für viele Metropolen Chinas eine attraktive Option sein, um mitten im Bestand der Stadt eine kulturell faszinierende Welt voller Innovationen zu schaffen: Autonom fahrender Verkehr auf den Innovationsbrücken kann den Verkehr auf der Straße entlasten, das Stadtgrün auf den Brücken kann ebenso wie die Verschattung der dunklen breiten Straßen das Stadtklima besonders im Sommer verbessern, und für besondere Zielgruppen kann Wohnraum innenstadtnah geschaffen werden. In einem Teil der Gebäude können besondere Bildungsmöglichkeiten, Wellness-Angebote oder kulturell-künstlerische Entfaltungsmöglichkeiten eine Bereicherung für die gesamte jeweilige Stadtbevölkerung und den Tourismus werden.

Chinesische Metropolen haben ausgezeichnete Voraussetzung für das Erschaffen von Innovationsbrücken nach dem Vorbild der Frankfurter Brücken

Chinesische Großstädte sind in den letzten Jahrzehnten rasant gewachsen und mussten entsprechend große mehrspurige Verkehrswege durch die Städte führen, um die Herausforderungen in puncto Verkehr und Infrastruktur zu bewältigen:

  1. Große graue Straßen durchziehen wie Schneisen die Städte. Der Raum über ihnen könnte überbaut und für Wohnraum ebenso wie für gewerbliche, gesundheitliche oder auch Bildungsangebote genutzt werden.
  2. China gehört zu den führenden Ländern bei der Entwicklung von KI-Systemen und könnte auf den Innovationsbrücken große, komplexe autonom fahrende Systeme einführen, die den Verkehr auf den Straßen massiv entlasten und die Zahl der Fahrzeuge reduzieren können. Ist so ein System erstmal erfolgreich eingeführt, kann es schließlich auf den Straßenverkehr ganzer Städte übertragen werden.
  3. Aufgrund der massiven Versiegelung kommt es während der Regenzeiten in vielen Städten zu Überschwemmungen. China ist entsprechend führend in der Entwicklung von Sponge-City-Konzepten. Die Innovationsbrücken können Regenwasser mit Leitungen, die unter ihnen hängen oder integriert sind, sammeln und weiter transportieren zu Speicherorten und (sofern benötigt) von dort auch wieder zurückverteilen in die Stadt. Damit stellen sie eine ausgezeichnete Ergänzung für die chinesischen Sponge-City-Konzepte in Metropolen dar.
  4. In China werden Dach-, Gebäude und Fassadenbegrünung massiv gefördert: Liuzhou Forrest City ist das prominenteste Beispiel für diesen Trend. Die Innovationsbrücken sind gedacht für umfassende Begrünung, sowohl was die Säulen, als auch was den Brückenkorpus und darauf stehende Gebäude anbelangt.
  5. Fast 50% aller umweltverträglichen Kraftwerksanlagen werden in China errichtet, und die Forschung läuft dort auch für Photovoltaik auf Hochtouren. Auf einer Brücke als „Schaufenster“ der Innovationen kann passend zu der geographischen Lage der jeweiligen Metropole auf Geothermie zum Heizen oder Kühlen gesetzt werden. Ebenso kann unsichtbare Photovoltaik in sämtliche Gebäudeflächen und Flächen des Brückenkorpus integriert werden, sodass die Innovationsbrücken energetisch nicht nur autark werden, sondern auch Teile der Straßen rechts und link mitversorgen können mit Energie.
  6. China investiert inzwischen massiv in Museen, in die Bewahrung von traditionellem Kunsthandwerk ebenso wie in die Restauration und Instandhaltung von alten Kulturstätten. Auf den Innovationsbrücken kann –angepasst an die jeweilige Region-  die wunderschöne einzigartige Architektur Chinas neu aufblühen und auf weiten Teilen der Brücken zur Anwendung kommen.
  7. Traditionelle Architektur in China ist häufig aus Holz erbaut worden – einem ganz besonders nachhaltigen Baustoff. Auch die Bauweise von Gebäuden ist traditionell in den einzelnen Regionen dem Klima jeweils angepasst: Einige dieser Techniken können daraufhin geprüft werden, inwieweit sie auch auf den Innovationsbrücken wieder aufleben und in Teilen moderne Betonbauweise oder Fertigbauteile ablösen können.
  8. Und last but not least: China ist weltweit führend in der schnellen, effizienten und erfolgreichen Umsetzung von großen komplexen Infrastruktur-Projekten. Sollten Metropolen in China nach eingehender Prüfung durch Machbarkeitsstudien zu dem Entschluss gelangen, dass Innovationsbrücken eine Bereicherung für die Gesellschaft darstellen, sind die besten Chancen gegeben, dass so ein Infrastrukturprojekt auch tatsächlich schnell, professionell und effizient umgesetzt wird.

Je nach Stadt können passende Teilaspekte des Brückenkonzeptes verwirklicht werden. Eines gilt jedoch für alle Städte Chinas: In ihren Regionen gibt es wunderschöne traditionelle Architektur, die auf den jeweiligen Brücken wieder aufleben kann

Die Herausforderung besteht  -ebenso wie auf den Frankfurter Brücken-  darin, die Gebäude technisch mit modernem Wohnkomfort auszustatten und energetisch zeitgemäß zu bauen, aber dabei gleichzeitig die traditionelle Architektur anzuwenden und die Gebäude kunsthandwerklich auszugestalten.

Häufig sind Lüftungs- und Verschattungssysteme traditioneller Gebäude auch besonders klug angepasst an die klimatischen Bedingungen der jeweiligen Region. Es gilt zu erforschen, was man von dieser traditionellen „Gebäudetechnik“ lernen bzw. übernehmen kann, um die Häuser in Bezug auf das Raumklima und den Energieverbrauch zu optimieren.

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Wie alle stark gewachsenen Metropolen weltweit ist auch Shanghai durchzogen von großen breiten Straßen mit dichtem Verkehr

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In Peking ist es nicht anders – nur ein Kenner könnte die Bilder in ihrer trostlosen Einförmigkeit unterscheiden. China hat ein Dutzend Städte mit mehr als neun Millionen Einwohnern, und alle haben Verkehrsstraßen, die grau, breit und unbegehbar sind. Auch wenn der Verkehr sich in den letzten Jahren gebessert hat und erfolgreich von der Regierung gemindert werden konnte, so bleiben dennoch die versiegelten Straßenflächen als Schneisen, die Stadteile voneinander trennen, bestehen.

Beijing - npr.org
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Der Verkehr ist durch Förderung von E-Autos und den Bau von Fahrrad-Highlines zwar erträglicher geworden – aber die dunkle versiegelte Infrastruktur der riesigen Straßen bleibt bis auf weiteres bestehen.

Auf den Innvotionsbrücken könnte autonom fahrender Verkehr entstehen, sowohl mit öffentlichen Transportmitteln als auch semi-individualisiert, indem man ein Auto per App ruft. Der Straßenverkehr unter den Brücken würde dadurch entlastet.  Und da die Innovationsbrücken in China –anders als in Frankfurt- außerordentlich breit wären, könnten rechts und links neben den proprietären Fahrspuren für den autonomen Verkehr auch Fahrradwege angebracht werden.

Die Innovationsbrücken können mit der eigenen Fläche Regenwasser auffangen - aber auch Regenwasser von angrenzenden großen Gebäuden kann über die Brücken weitergeleitet werden

In China gibt es bereits beeindruckende Spong-City-Projekte, an die die Innovationsbrücken anschließen können: In Shanghai beispielsweise fallen rund 1,1 Kubikmeter Niederschlag pro Jahr, so dass eine Brückenfläche von rund 2,8 Millionen Quadratmetern Oberfläche fast 3 Millionen Kubikmeter Regenwasser abbekommt. Davon kann bis zu 20% versickern, weitere 10% dürften verdunsten, aber 70% müssen und können weitergeleitet werden zu Wasserspeichern außerhalb der Stadt oder auch dort aufbereitet werden zu Trinkwasser.

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China fördert massiv Begrünungskonzepte für Gebäude – auf den Innovationsbrücken können erfolgreiche Konzepte weiterentwickelt werden

LEED Zertifizierungen nehmen in China rasant zu. Da es sich um ein neues Feld handelt, ist allerdings noch vieles zu erforschen. Bei einigen Begrünungsprojekten haben sich Probleme eingestellt, für die in Zukunft Lösungen entwickelt werden müssen.

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In Chengdu im Qiyi City Forest Garden hat die Fassadenbegrünung Scharen von Insekten angelockt – auf den Innovationsbrücken kann erforscht werden, wie man diesem Problem z.B. mit natürlichen Fressfeinden begegnen kann

Hierbei ist Kreativität und Forschergeist gefordert, denn auch die Fressfeinde  -zum Beispiel Singvögel- können zur Plage werden. Eine Mischung aus Maßnahmen ist vermutlich das sinnvollste, bis hin zur Pflanzung von fleischfressenden Pflanzen, die nicht zur Plage werden können.

Hinzu kommt, dass die Nachhaltigkeit von massiv bepflanzten Fassaden kontinuierlich verbessert werden muss: Der Mehraufwand an Beton, um Baumbepflanzung zu tragen, muss in einem sinnvollen Verhältnis zum klimatischen Nutzen des „vertical forrest“ stehen.

Qiyi City Forest Garden - dailymail.co.uk
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Von den Innovationsbrücken kann überdies ein kunststoffarmes Bewässerungssystem erforscht und auf Dach- und Fassadenbegrünung anderer Bauprojekte übertragen werden, damit nicht nach den ersten Verschleißerscheinungen Mikroplastik mit jedem Regen ausgeschwemmt wird

Entsprechend verfügen die Shanghai Brücken wie ihre Pendants in Frankfurt über eine kunststoff-freie Unterflurbewässerung. Nur in Hanglagen wird verstärkt mit Kunststoff-Schläuchen gearbeitet, wo aus bestimmten Gründen keine Tonrohre stattdessen eingesetzt werden können.

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Für jede Stadt in China könnte das Konzept der Frankfurter Brücken eine interessante Option darstellen

In Machbarkeitsstudien müsste zunächst geprüft werden, ob das Brückenkonzept einen positiven Beitrag für eine der Städte Chinas leisten könnte und welche Eigenheiten es pro Stadt zu beachten gilt. Die Herausforderungen für die Städte sind in puncto Energie, Wasserhaushalt, Wohnraumbedarf und Verkehrsanbindungen sehr unterschiedlich, wie man an den beispielhaften Streckenvorschlägen für Shanghai und Peking sehen kann, die über 1.200 km voneinander entfernt sind und entsprechen völlig verschiedene Rahmenbedingungen haben.

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Das Konzept der Frankfurter Brücken wirkt überdies nicht befremdend, denn in China sind bebaute Brücken kein Novum

Brücken zu bebauen hat in China Tradition: Viele Brücken dienen nicht einfach nur der Überquerung von Flüssen, sondern sind überdacht, um den Spaziergängern die Möglichkeit zum Verweilen zu bieten. Manche sind sogar so bebaut, dass es dort Geschäfte oder Gastronomie geben kann, andere wiederum werden, wie die Chengyang-Brücke in Guangxi, von den Bewohnern der beiden Dörfer, die sie verbindet, als Marktplatz genutzt, wo sie ihre Handwerkskunst verkaufen können.

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Auf allen bebauten Brücken Chinas spielt sich Leben ab – sie sind mehr als nur ein Verkehrsweg

Erst vor wenigen Jahren entstand in Chongqing sogar eine Brücke, auf der sowohl Häuser mit westlicher als auch Häuser mit chinesischer Architektur gebaut wurden: Ähnlich wie bei den Frankfurter Brücken wurde hier –zum Entzücken der Touristen- auf Vielfalt gesetzt. Man kann an den unterschiedlichsten Geschäften vorbeischlendern, und durch die Bebauung ist immer was los auf der Brücke.

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Welche Architektur auf den kunstvollen Innovationsbrücken vorherrscht, sollte von der Lage der jeweiligen Metropole abhängen

Entsteht eine Innovationsbrücke in Shanghai oder in einer der anderen eher südlich gelegenen Metropolen, bietet es sich an, die lokalen Besonderheiten der jeweiligen Stadt und der sie umgebenden Region aufzugreifen.  Entsprechend sind für die „Shanghaier Brücken“ Gebäude mit der Architektur aus den südlichen Provinzen vorgesehen.

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Auch die für Shanghai typischen Shikumen dürfen auf den Innovationsbrücken in einer südlichen Metropole nicht fehlen

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Aber es gibt nicht nur einen traditionellen Baustil pro Brücke, sondern in den verschiedenen Abschnitten können unterschiedliche Architekturstile der umgebenden Regionen vertreten sein.

In Shanghai beispielswese können auch traditionelle Gebäude aus anderen südlichen Provinzen auf den Brücken befinden.

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Im Süden Chinas sind viele Städte an Wasserkanälen gebaut

Das wohl berühmteste Beispiel ist Suzhou, aber auch viele andere Städte haben Reihenbebauung am Wasser. Auf den Innovationsbrücken sind zwar keine tiefen Kanäle geplant; aber flache, durchlüftete Gewässer sollten eingeplant werden, die für frische Luft sorgen und architektonisch die phantastischen Spiegeleffekte erzeugen, die man auch von den Wasserstraßen Südchinas kennt.

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Auf den Shanghaier Brücken mit südlicher Architektur soll es ebenfalls Wasserkanäle geben

Auch wenn die Kanäle sehr flach sein sollten, um keine allzu große Wasserlast auf die Brücken zu bringen, so können sie immer noch kühlend und ästhetisch bereichernd wirken.

Darüber hinaus strukturieren sie das Quartier und können zum Beispiel für eine klare Abgrenzung zwischen Geschäftsarealen und Wohnhäusern sorgen.

Durch ein gewisses Gefälle kann ferner dafür gesorgt werden, dass die Kanäle bei Regen als Wasserauffangkanal für die Brücken dienen und das Wasser über die Brücken hinweg zu Speicherorten transportieren. Da die Innovationsbrücken „Smart City“-Strukturen haben, kann mit meteorologischer Vorwarnung bei Regenfällen dafür gesorgt werden, dass ein Teil des Wassers aus den Kanälen abgelassen wird, so dass diese Auffangkapazität für den Regen haben und nicht überquellen.

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Auf den Kanälen der Innovationsbrücken kann man zwar nicht rudern, man kann aber die Spiegeleffekte des Wassers nutzen, beispielsweise bei den sogenannten „Mondbrücken“

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Auf den Innovationsbrücken in Shanghai kann nicht nur lokale Architektur zum Tragen kommen, sondern die Besucher können auch die außerordentlich schöne traditionelle Architektur anderer südlicher Regionen Chinas dort bewundern. 

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Die für den Süden Chinas typischen Dachgiebel finden sich auch auf den Shanghaier Brücken ebenso wie die hellen weißen Wände, die vor allem in der Provinz Anhui sehr beliebt sind

Häuserwände bewußt schlicht, glatt und weiß zu lassen, gibt es nicht erst in der modernen Architektur: In China hat dieses stilistische Konzept bereits seit Jahrhunderten Anwendung gefunden, besonders im Süden in der Provinz Anhui.

Dort gab es auch ganz hervorragendes Kunsthandwerk, die Wände blieben also nicht weiß aus Ermangelung an Handwerksmeistern. Vielmehr war die Philosophie dahinter, dass der Betrachter nicht in seiner Vorstellungskraft limitiert wird, indem man eine Schmuckfassade vorgibt. Der Betrachter sollte die Freiheit haben, sich alles mögliche auf der weißen Wand vorzustellen – man konnte sich seine Fassade oder auch das, was sich darauf abspielt, sozusagen selbst erschaffen.

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Verbindung von Architektur und Philosophie auf den Shanghaier Brücken

Das Konzept der weißen Wände stammt aus einer Kompositionsmethode der chinesischen Malerei. Das Motto dort lautet “leer lassen” und geht davon aus, dass eine leere Stelle im Bild Raum lässt für Phantasie.

Diese Technik zielt darauf ab, “ETWAS” aus dem “NICHTS” zu schaffen – ein wichtiger Bestandteil des philosophischen Diskurses im Daoismus.

Diese Philosophie findet sich in verschiedenen chinesischen Bereichen chinesischer Traditionen, nicht nur in der Malerei oder Architektur, sondern auch in Musik und Literatur.

Durch die Besinnung auf traditioneller chinesische Architektur lebt auf den Shanghaier Brücken auch chinesisches Gedanken- und Kulturgut auf, das ein wichtiges Fundament für die Menschen dort darstellt und damit dem weltweiten Brückenkonzept entspricht, humane Architektur durch die Brücken wieder mitten in die Städte zu bringen.

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Durch das Begrünungskonzept der Frankfurter Brücken, das sparsam mit Unterflurbewässerung arbeitet, kann auf den Innovationsbrücken auch die faszinierende Garten- und Park-Tradition Chinas mit großer liebe zum Detail entfaltet werden.

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Das Bewässerungssystem auf den Shanghaier Brücken sorgt nicht nur für schöne Begrünung und Gartenanlagen auf den Brücken, sondern bewässert auch die Bäume und Pflanzen entlang der Brücken

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Auch im Norden können Metropolen ihre City mit Innovationsbrücken durchziehen: Die Architektur im Norden Chinas arbeitet mit anderen Materialien und Stilelementen

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Im Norden Chinas finden sich auch andere Dachformen und Grundrisse: Typisch sind zum Beispiel vier Häuser um einen Hof – der sogenannte „Siheyuan“

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Der traditionelle zartgraue Stein wird häufig aufgeheitert durch Elemente in einem kräftigen Rot – die Farbe des Glücks in China

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Durch die dezente und gleichzeitig kräftige Farbgebung ergibt sich eine ganz besondere Eleganz, die durch liebevolle kunsthandwerkliche Details besonders human und angenehm ist.

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Es finden sich auch farbenfrohe bunt gedeckte Dächer – besonders im Norden

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Allerdings sind derart prächtig gefärbte Dächer meist den Palästen und Tempeln vorbehalten

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In China ist wie in den meisten reichen Ländern traditionelle Baukunst ein Luxusgut

Ein Anwesen in Suzhou auf einer Privatinsel ist im traditionellen Stil neu erbaut und für über 150 Millionen Dollar verkauft worden –ein Preis, den eine vergleichbar große modern gebaute Liegenschaft (ohne jegliches Kunsthandwerk) nur schwerlich erzielen dürfte. 

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Das Luxusanwesen ist sowohl im Hinblick auf die Anordnung der Gebäude, als auch in puncto detailreiche Kunst und Gestaltung in traditionelle Architektur gehalten

Taohuayuan Park Shuanghu - house.leju.com
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Auch das beliebte „Mond-Tor“, das in ganz China Tradition hat, fehlt in dem kunsthandwerklichen Luxus-Neubau nicht

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Die einzigartigen traditionellen Holzverzierungen bei Fenstern und Balkontüren bieten auch im modernen Leben eine transparente Verschattung und angenehmen Sichtschutz

Holz ist ein nachhaltiger Baustoff, der in Chinas Kunsthandwerk eine reiche Tradition hat. Insbesondere langlebiges Zedernholz erfüllt alle modernen Ansprüche an Nachhaltigkeit.

Die Wiederentdeckung des Holz-Kunsthandwerkes in China kann zu einer modernen bzw. zeitgemäßen Anwendung der eigenen kulturellen Wurzeln auf den Innovationsbrücken werden.

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Neben traditioneller Baukunst und Nachhaltigkeit ist bei den Gebäuden auf den Shanghaier Brücken auch die Maximierung der Gebäudeflächen zu bedenken

Wie bei den meisten Altbauten so sind auch in der chinesischen Architektur-Tradition die beliebten alten Gebäude meist nur zwei- oder dreigeschossig. Es gab aber auch traditionelle Bauweisen, die mit vier Etagen darauf ausgerichtet waren, möglichst viele Menschen in einem Gebäude unterzubringen: So sind beispielsweise die Hakka Tulou Gebäude in Fujian eine Architektur, die auf engem Raum vergleichsweise viele Unterkünfte schafft.

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Die Shanghaier Brücken bieten mit einer Oberfläche von rund 3 Millionen Quadratmetern nur Wohnraum für ca. 160.000 Menschen.

In Shanghai leben 26 Millionen Menschen – 160.000 Brückenbewohner machen somit weniger als ein Prozent der Bevölkerung aus. Das Wohnungsproblem können die Brücken in den chinesischen Millionen-Großstädten entsprechend nicht lösen – wie sie es z.B. in Europas Großstädten können.

 

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Damit stellt sich die Frage: Wer darf in diesen wunderschönen, nachhaltigen und technisch hochmodernen Quartieren wohnen?

Die 5 Millionen Quadratmeter Gebäudefläche, die auf den Shanghaier Brücken entstehen können, sollten nicht nur dem Wohnen dienen, sondern sind als gemischte Quartiere gedacht, in denen verstärkt bestimmte Zielgruppen leben können, so dass sich dementsprechend auch schwerpunktmäßig bestimmtes Gewerbe dort findet:

Ein Quartier könnte zum Beispiel Familien vorbehalten sein, die ein Kind oder ein Familienmitglied mit Behinderung haben. Entsprechend sollten sich in dem Quartier verstärkt Kinderkrippen und Schulen mit Inklusionscharakter finden, die komplett barrierefrei sind. Auch ein barrierefreies Schwimmbad, das offen ist für alle, in dem sich aber auch Menschen mit Gehbehinderung oder blinde Menschen problemlos zurechtfinden, sollte in so einem Quartier angesiedelt werden. Ebenso sollten die Spielplätze in dem Quartier besonders reich ausgestattet mit Inklusionsspielgeräten.

Ein weiteres Quartier könnte vermehrt kleine Geschäfte mit chinesischer Medizin aus allen Teilen des Landes beherbergen. Renommierte Akkupunkturspezialisten, traditionelle Massage etc. sollten dort ebenso vertreten sein  wie Kräutergärten und traditionelle Teehäuser. In so einem Quartier ist es sinnvoll, neben den Gewerbetreibenden selbst bevorzugt Rentnern, aber auch Familien Wohnraum zu geben, die sich gesellschaftlich engagiert haben und besondere Verdienste aufweisen können wie z.B. jahrelange gemeinnützige oder ehrenamtliche Arbeit u.ä.

Auch Tierliebhaber könnten auf ihre Kosten kommen: In so einem Quartier fänden sich vermehrt Tierärzte, Tierheime, aus denen man Tiere adoptieren kann, Tierschutzvereine und ein Streichelzoo. Wohnungen sollten hier verstärkt an Mitarbeiter von Forschungsinstituten, Umwelt- und Wasserämter, biologische und botanische Fachbereiche der Universität u.ä. vermietet werden.

Die Reihe der möglichen Quartiere ist sehr lang: In Shanghai ließen sich bis zu 100 Quartiere auf diese Weise definieren, mit je 50.000 Quadratmetern Gebäudefläche. Diesen Ansatz kann jede Stadt, die sich für Innovationsbrücken entscheidet, nutzen, um ihre eigene Quartierslandschaft zu entwickeln. Mit den Gebäudeflächen auf den Brücken können Städte nicht nur versuchen, ihre aktuellen Herausforderungen noch besser zu meistern, sondern sie können auch die Darstellung ihrer Tradition in einer Quartierslösung angehen und so für ihre Bevölkerung und auch für Touristen faszinierende Anziehungspunkte zu schaffen.

Fazit: Innovationsbrücken können in China großen Städten dabei helfen, Herausforderungen in Bezug auf Verkehr, Wassermanagement, Stadtklima und dezentraler Energiegewinnung- und speicherung zu bewältigen.

Gleichzeitig stellen sie durch ihre Förderung von traditioneller Architektur und Kunsthandwerk eine enorme kulturelle Bereicherung mitten in der Stadt dar.

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