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KUNST UND KULTUR

Die Heimarbeit am Computer prägt verstärkt das Arbeitsleben, immer größere Arbeitsblöcke werden durch IT ersetzt, und der dadurch erhöhte Anteil an Freizeit wird vermehrt durch Netflix & Co, Computerspiele oder Social Media okkupiert.

Um dies zu kompensieren, bietet ein reiches Angebot an künstlerischer und kultureller Aktivitäten auf den Frankfurter Brücken den Menschen die Möglichkeit, erfüllende Beschäftigungen zu finden, kreativ oder gestalterisch tätig zu sein oder einfach als Publikum ihr Innenleben zu bereichern.

Eine Renaissance der Baukunst und Kulturdarbietungen auf hohem Niveau schaffen eine positive Atmosphäre auf den Brücken.

Denn Kunst und Kultur trösten, heitern auf, erzeugen gesellschaftlichen Zusammenhalt, schaffen Identität und sind daher auf den Frankfurter Brücken eine wichtige Ergänzung bei der Entwicklung hin zur Stadt der Zukunft.

Die Themenseite KUNST & KULTUR   können Sie hier als PDF-Präsentation vollständig herunterladen - Präsentation Kunst & Kultur

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Eine Meisterakademie auf den Frankfurter Brücken bildet diejenigen aus, die zwei Drittel der Brücken und Gebäude mit Kunsthandwerk erbauen

Das europäische Kunsthandwerk ist vom Aussterben bedroht: Die letzten großen Meister ihres Faches werden in zehn bis zwanzig Jahren tot sein, und mit ihnen stirbt das Wissen um unsere traditionelle Baukunst. Die Frankfurter Brücken werden das ändern, indem sie eine jahrelange Nachfrage nach Kunsthandwerk erzeugen: Mehr als 30 Kilometer der Frankfurter Brücken wird mit Arkaden, schmiedeeisernen Geländern, geschliffenem Glas und sonstigem Kunsthandwerk aller Art erbaut. Die Meisterakademie zur Bewahrung und Innovation des europäischen Kunsthandwerkes bildet diejenigen aus, die unsere Baukunst zu neuem Leben erwecken und weiterentwickeln können.

Inhalt: Um das europäische Kunsthandwerk zu bewahren, wird eine Meisterakademie auf den Brücken gegründet

Das europäische Kunsthandwerk ist vom Aussterben bedroht. Die mangelnde Nachfrage nach Kunsthandwerk kam aus der jahrzehntelang gängigen, heute jedoch überholten Auffassung heraus, dass es sich um „unmoderne“ Techniken handele. Da Kunsthandwerk aber ganz im Gegenteil sowohl nachhaltig ist, als auch dem Zeitgeist entspricht, soll die Ausbildung hierzu auf den Brücken professionell etabliert werden.

Um die kunsthandwerkliche Ausgestaltung für 60km Brückenlänge sicherzustellen, werden Nachwuchskräfte bereits in den Jahren der Vorplanung der Brücken ausgebildet. Als ersten großen Markt haben sie dann, wenn sie ins Berufsleben eintreten, die Frankfurter Brücken.

Die Ausbildung erfolgt in den Jahren der Vorplanung in einem Provisorium, um dann auf dem Offenbacher Meisterbrücken-Abschnitt über dem Kaiserlei in die eigentliche Meisterakademie umzuziehen. Ergänzt wird die Akademie um ein Internat, da sie Aus- und Weiterbildung für Kinder ab 12 Jahren ebenso anbietet wie für gestandene Meister, die sich weiterbilden möchten.

Bewahrung des europäischen Kunsthandwerks im Bau

Der zweite Weltkrieg hat viele Meisterwerke der Baukunst zerstört – unwiederbringlich, wie man zunächst dachte. Doch viele Städte haben in den Jahrezehnten danach das Geld und die Mühe nicht gescheut, das verloren geglaubte Kulturgut wieder aufbauen zu lassen.

 Frankfurt wurde zu über 70% im Krieg zerstört. Auch wenn der Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren zunächst eher von Kostenzwängen und meist schlichter Architektur geprägt war, haben sich die Frankfurter seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts immer stärker dem Wiederaufbau von alten Gebäuden gewidmet: die Ostzeile und der Schwarze Stern am Römer, die Alte Oper, die Neue Altstadt u.v.m.

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Mit den Frankfurter Brücken wird diese Bewegung fortgesetzt: Rund 60% der Frankfurter Brücken sind kunsthandwerklich im Stil des alten Frankfurts gehalten, die restlichen 40%  -zum Teil ebenfalls künstlerisch bereichert, zum Teil minimalistisch-  sind architektonisch modern geplant.

Beim Kunsthandwerk kann Frankfurt auf eine reiche Vergangenheit blicken: Als internationale Handelsstadt hatte es bereits vor dem Krieg architektonisch und kunsthandwerklich Bauwerke aus zahlreichen Stilrichtungen Europas.

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FFM Bahnhofsviertel Epizentrum Wiki C.

Vielfalt der Baukunst in Frankfurt: von orientalischer Anmutung über Jugendstil bis hin zu Gebäuden mit italienischem Flair oder der Aura eines englischen Landsitzes

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Frankfurt hatte eine beeindruckende Bildhauer-Tradition

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Und die Frankfurter Bildhauer hatten zweifelsohne Humor, wie die Herrschaften auf den Schlusssteinen an den Fenstern des Frankfurter Amtsgerichtes zeigen. Man fragt sich unwillkürlich, welchen ungeliebten Mitbürgern sie da wohl eins auswischen wollten...

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Ein beliebtes Material der Frankfurter Steinmetze und Bildhauer: der rote Mainsandstein

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In Frankfurt kann man vielfältigste Schmiedekunst bewundern: bei Laternen, Balkongeländern, oder Fenstergittern – zahlreiche Stilrichtungen sind vertreten

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Europäisches Kunsthandwerk auf über 30km Strecke: museale Kunst für alle Anwohner

Trotz des zweiten Weltkrieges sind Frankfurt, Deutschland und ganz Europa noch voller kunsthandwerklicher Schönheit aus der Vorkriegszeit.

Die Planung der Brücke knüpft an diese Meisterkunst an: tausende von laufenden Metern Schmiedekunst für Brückengeländer, Steinmetzarbeiten zur Verkleidung der Säulen, Glaskunst für Sichtschutz an den Brücken, Stuckateurarbeiten für Arkaden und vieles mehr werden hierzu benötigt.

Insbesondere bei den Bereichen der Frankfurter Brücken, die durch Wohngebiet laufen, ist es wichtig, dass die Brücken von allen Seiten schön sind: von unten durch Gewölbetechnik oder Deckenmalerei, von der Seite durch Steinmetz-Verkleidung von Säulen und Brückenkorpus, von oben durch den Blick aus den angrenzenden Häusern auf kunstvoll gestaltete Bauwerke auf den Brücken.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei diesem Feuerwerk europäischer Handwerkstradition: Kunsthandwerk ist ausgesprochen nachhaltig.

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Nachhaltiges Bauen mit kunstvoller Handwerksarbeit

Altes Kunsthandwerk ist extrem langlebig: Egal ob aus Stein, Holz oder  geschmiedetem Eisen: Aus gutem Material und mit Qualitätsarbeit angefertigt überdauern diese Bauten und ihre Gewerke Jahrhunderte – wie man nicht zuletzt an den ältesten Gebäuden in Frankfurt sieht, den Fachwerkhäusern in Sachsenhausen.

Sogar Glaskunst kann langlebig sein: Die  Rosettenfenster der Kathedrale Notre-Dame aus dem 13. Jahrhundert haben sogar den Brand von 2019 in Teilen der Kirche überstanden.

Die eingesetzten Materialien sind ebenfalls nachhaltig, sei es, weil sie aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz sind, sei es, dass bei ihrer Produktion bzw. Gewinnung kaum CO2 freigesetzt wird wie bei Naturstein, oder einfach aufgrund ihrer langen Lebensdauer.

Schon allein dafür lohnt es sich in Zeiten des Klimawandels, unsere alte Handwerkstradition wiederzubeleben.

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Quinlan Terry, ein namhafter Architekt aus Großbritannien, dessen Bauten allesamt klassischer Architektur folgen, bringt die Vorteile der Nachhaltigkeit traditioneller Bauweise auf den Punkt:

„If we want a future for our grandchildren, I propose that we build traditional buildings.”

Der Lieblingsarchitekt von Prinz Charles pflegt zu sagen: „The classical architecture lasts for centuries – while modern architecture lasts for decades“

Klassische Architektur ist in Materialanwendung und Formgebung eine Kunst, die jahrelanger Ausbildung bedarf

Wenn wir die Tradition bewahren wollen und die Verbreitung hochmoderner Aspekte daraus wie z.B. „Nachhaltigkeit“ fördern möchten, dann brauchen wir wieder viel mehr Handwerker, die das können. 

Das moderne Wirtschaftlichkeitsprinzip der Nachkriegswelt, bei der Erstellung eines Produktes Zeit und teures Material und damit auch Geld zu sparen, ist in einigen Bereichen legitim. Es bringt allerdings in vielen Bereichen auch eine Wegwerf- bzw. Abriss-Kultur mit sich, die in keinster Weise mehr zeitgemäß ist.

Wenn Handwerker wieder Zeit und Können in ihre Kunst investieren sollen, dann muss diese Investition entsprechend ihrem Return on Investment honoriert werden – und dieser ist unter dem Aspekt der Langlebigkeit durchaus sehr attraktiv.

Neben der materiellen Langlebigkeit gibt es auch die der dauerhafteren Akzeptanz bei Menschen aller Art und Herkunft: Es ist kein Zufall, dass Menschen um die halbe Welt reisen, um alte Kunststätten, alte Gebäude oder Kunstwerke aus alter Zeit in Museen zu bewundern: Dinge, die mit Zeit und mit über Generationen hinweg tradiertem Wissen angefertigten werden, haben eine zeitlose Schönheit, welche auch von Menschen völlig anderer Kulturkreise erkannt wird.

Kommt Kunst an sich von (technischem) Können? Die Antwort lautet ganz klar: Nein.

Es gibt ganz wunderbare Kunst von Menschen, die nie eine Ausbildung in irgendeiner Technik erhalten haben. Woher die Tiefe und der Ausdruck eines Kunstwerkes kommen, ist mit Worten und Analysen nicht zu beschreiben.

Aber wenn man klassische Architektur kunsthandwerklich umsetzen will, dann muss das technische  Können dazu intensiv gelehrt werden -  genauso wie man nicht im Stil alter Meister malen könnte, ohne die dazu benötigte Technik zu erlernen und sie jahrelang zu üben und zu verfeinern.

Albrecht Altdorfer – die Anbetung der Könige – Städel Frankfurt

Mark Rothko  - No. 6 (Violet, Green and Red), für 140 Mio 2014 verkauft

Innovation des europäischen Kunsthandwerks im Bau

Wir können viel von der Baukunst vergangener Jahrhunderte lernen, auch in Bezug auf ganz aktuelle Themen wie beispielsweise Dämmung: Es gibt traditionelle Baustoffe wie zum Beispiel Lehm, die ganz ausgezeichnete Dämmeigenschaften haben, wenn sie richtig verwendet werden. Auch Holzbauten können sehr gute Dämmeigenschaften aufweisen, und selbst mit Naturstein kann man alte gemauerte Fassaden dämmen, anstatt sie nachträglich mit Hartschaumplatten zu versehen.

Ein weiteres Feld, wo neue Anforderungen mit neuer Technologie und altem Kunsthandwerk verbunden werden können, ist die Glaskunst: Eine künstliche Beleuchtung von Glaskunst war noch im 19. Jahrhundert nur mit Kerzen oder Gas- bzw. Petroleum-Lampen möglich – alles Leuchtmittel, die sehr heiß werden und auf Dauer Rußspuren hinterlassen. Mit modernen LED-Leuchten können ganz andere Lichteffekte bei Glasmalerei oder geschliffenem Kristallglas erzeugt werden.

Auch die Glasbearbeitung mithilfe von Lasergeräten eröffnet beispielsweise ebenfalls ganz neue Dimensionen der Beleuchtung.

Stuck kann klassisch schützend, aber auch modern innovativ verwendet werden

Stuck an Altbaufassaden hat zahlreiche Funktionen: Zum einen dient er als Verzierung, zum anderen auch als Tropfkante, die Holzfenster oder Fassaden vor Wasser schützt. Außerdem decken Stuckelemente an der Fassade den Teil ab, wo die Holzdeckenbalken, die auf der Außenmauer eines Gebäudes liegen, den Putz wegdrücken würden, weil das Holz der Balken arbeitet. Der Putz würde an diesen Stellen abfallen, wären dort keine Gesimse angebracht, die häufig auch selbst aus Holz gefertigt werden. Würde der Fassadenputz nicht auf vielfältigste Weise durch diese Elemente geschützt werden, bekäme er Risse, Feuchtigkeit würde eindringen, und das ganze Bauwerk könnte massiv beschädigt werden.

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Bei modernen Bauten hingegen können Stukkateur-Meister mit ihren Stucktechniken sogenannte Rabbitzkonstruktionen bauen: Bei der doppelschaligen Rabbitzkonstruktion wird der Putzträger auf einer tragenden, leichten Stahlkonstruktion sowohl innen als auch außen aufgebracht. Dadurch wird der Raum zwischen Innen- und Außenwand zum Dämmen nutzbar.  Da die Konstruktion viel leichter ist als Bauen mit Mauerwerk, können hochmoderne fließende Formen geschaffen werden.

Auch im Innenbereich ist Stuckateur-Kunst vielfältig einsetzbar

Im Innenbereich hatte Stuck ebenfalls viele Funktionen: Er diente nicht nur als Zierde, sondern auch zur Verbesserung der Raumakustik, da in einem hohen Raum ohne Struktur an der Decke jeder Ton stärker wiederhallt. Bringt man jedoch Stuck an, so bricht dieser den Schall. Für sehr große und hohe Räume gilt daher meist: Je üppiger der Stuck, desto besser.

Außerdem wurde Stuck in Altbauten vornehmlich oben entlang der Ecke zwischen Decke und Wand angebracht. Der Hintergrund dafür war der, dass Luft die Wand entlang von unten nach oben strömt: Am kühlsten Punkt kondensiert die Luftfeuchtigkeit. Dadurch bleibt der Staub ober- und unterhalb der Ecke an den Wänden kleben und bildet dunkle Ränder. Da Luft nicht eckig strömt, sondern rund, haben die alten Stuckateur-Meister diese Rundung durch Hohlkehlen sozusagen vorweggenommen, so dass an den Ecken keine dunklen Ränder oder gar Schimmelbildung begünstigt wurde. 

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Auch im Innenbereich können mit herkömmlichen Stucktechniken faszinierende innovative Elemente entstehen: So können zum Beispiel  Leuchtmittel in abgehängten Stuckdecken faszinierende Effekte bewirken – was früher aufgrund der Beschaffenheit von Leuchtmitteln nicht möglich bzw. brandgefährlich war.

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Blicken Anwohner aus dem Fenster auf die Brücken, so sehen sie nicht einen langweiligen Sichtschutz, sondern prachtvolle Glaserkunst: Wenn durch diese nach Einbruch der Dämmerung das Licht der Brücken-Wegleuchten fällt, entfalten die Brückenseiten ein geheimnisvolles Leuchten oder Funkeln. Mit modernen Leuchtmitteleffekten kann traditionelle Glaserkunst so ein ganz neues Wirkungsspektrum erlangen.

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Ist Kunsthandwerk über mehr als 30 km hinweg nicht zu aufwendig? Muss nicht industrielle Massenproduktion her?

Auch wenn Kunsthandwerk sehr individuell angefertigt aussieht, so täuscht der erste Eindruck: Schon früher wurden bestimmte Elemente in Massenproduktion hergestellt, soweit die Maschinen dazu vorhanden waren, und dann auf Kundenwunsch und Bestellung nur noch angepasst und ergänzt.

Geht man aufmerksam durch Frankfurts Straßen und betrachtet die Altbauten, dann merkt man, dass es bestimmte Formen und Elemente gibt, die sich immer wieder wiederholen.

Was auf den ersten Blick wie reines Zierwerk aussieht, hat de facto in fast allen Fällen eine handfeste Funktion, die dafür sorgt, dass der Bau und seine Gewerke dauerhaft und ohne häufige Reparaturzyklen überstehen.

Handgezogene Stuckprofile in Massen vervielfältigt – die Lagerung muss unter den richtigen Bedingungen erfolgen: Raumtemperatur und Raumfeuchtigkeit dürfen bestimmte Werte nicht unter- oder überschreiten

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Profile an den Altbauten-Fassaden sind kein sinnloser Zierrat: Die meisten Elemente haben eine schützende oder sogar statische Aufgabe

Während heutzutage Häuser mit einem Erwartungshorizont gebaut werden, dass sie 70 bis 100 Jahre halten sollen, hat man früher alles daran gesetzt, dass ein Gebäude möglichst über 100 Jahre und länger besteht. Es wurden überall Stuck- oder Steinprofile mit Tropfkanten angebracht, so dass Fassaden oder Holzfensterrahmen darunter durch Feuchtigkeit nicht beschädigt wurden; Verbindungen wurden nicht nur durch Metall, sondern manchmal auch durch statische Naturstein-Konstruktionen hergestellt, die wir heute als wunderschön empfinden, ohne die Statikverbesserung dahinter zu erkennen; Ecksteine oder verkleidende Natursteinkassetten wurden zum Schutz des Mauerwerkes angebracht – u.v.m.

Gesimse sind keine reinen Gliederungselemente einer Fassade, sondern erfüllen mehrere Funktionen

Schutzfunktion der Gesimse: Der Verputz der Fassaden wird durch Tropfkanten der Gesimse vor Feuchtigkeit und Wasserschlieren geschützt.

Verdecken von Putzrändern: Außerdem können ganze Fassaden nicht in einem Zug verputzt werden - selbst unter optimalen Bedingungen schaffte man nur ca. eine Etage pro Tag; ohne Gesims würde man später einen Rand sehen, wo Feierabend gemacht und am nächsten Tag weitergearbeitet wurde. Die Gesimse überdecken dies.

Ersatz von ansonsten zu dünnem Außenmauerwerk: Deckenbalken lagen meist so weit wie möglich auf der Außenmauer eines Gebäudes auf. Oftmals bliebe dann bis zur Fassadenflucht nur Platz für eine Mauerreihe übrig. Diese wäre instabil gewesen, daher wurde der hohe „Spalt“ mit einem Gesims geschlossen.

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Fenster und Türen aus Holz wurden durch Verdachungen und profilierte Laibungen vor Regen geschützt. Außerdem konnten Fenster nicht so gut an reinem Mauerwerk angeschlagen werden. Zudem zieht der Mörtel  von Mauerwerk deutlich mehr Wasser als Naturstein, was für Holz ebenfalls ungünstig ist.

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Hinter den Natursteinkassetten unter Fenstern lagen Heizkörper-Nischen. Vor diesen wäre das Mauerwerk recht dünn und instabil gewesen - daher wurden Natursteinkassetten angebracht: Denn Mauerwerk funktioniert nur, wenn es eine Auflast hat, und Fenster sind als Auflast zu leicht.

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Manche Naturstein-Elemente haben eine statische oder stabilisierende Funktion bzw. dienen der „Kräfteverteilung“: So lasten sich Fenster- und Türbogen aus Naturstein nicht direkt auf Seitensäulen ab, sondern rechts und links auf Widerlagersteinen.

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Auch Schlusssteine oben in der Bogenmitte haben statische Funktionen: Auf sie drückt die Kraft des Bogens – ohne Schluß-Stein funktioniert ein Naturstein-Bogen nicht, der extrem viel aushält, weil er auf Druck gemauert ist.

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Baluster verjüngen sich nach oben und unten, weil dies optisch feiner wirkt als gerade Säulen.

Umgekehrt kann man sagen, es ist Verdickung in der Mitte notwendig, da dies dem Kräfteverlauf entspricht: Denn bei Drucklast ist die Ausknickung in der Mitte am größten. Entsprechend muss genau dort auch mehr Material angebracht werden.

Würde man nicht nur die Mitte verdicken, sondern alles gleich dick machen, wäre das zudem Material-Verschwendung.

 Außerdem wäre die Durchsicht viel geringer, wenn man alle Baluster von oben bis unten gleich dick machen würde.

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Kanneluren finden sich an Konsolen, Pilastern oder Säulen.

Sie sind nicht nur zur reinen Verzierung gedacht, sondern  machen Flächen optisch kleiner. Gerade bei Säulen bedeutet dies, dass man sie so dick wie nötig machen kann, und sie sehen trotzdem schlank und graziös aus.

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Ecksteine schützen das Mauerwerk davor, an den Ecken abzubröckeln: Denn früher gab es keine rostfreien Putzschienen –  also haben stattdessen die Ecksteine eine solche Funktion erfüllt.

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Säulenkapitelle haben die Funktion der „Lasteinleitung“: Die Last wird von einem breiteren Feld aufgenommen und in die schmalere Stütze eingeleitet.

Eine lastverteilende Funktion haben auch die Ringscheiben zwischen Stütze und Sockel. Überdies wurden Sockel benötigt, da man früher kein Betonfundament unter den Stützen hatte, und um die Last breiter zu verteilen, kreierte man stattdessen eine Basis aus Naturstein. 

Überdies wird durch die Ringe über den Sockeln und unter den Kapitellen die Stütze verkürzt, und die Lastverteilung erfolgt weiter oben bzw. weiter unten: So wird die Knicklänge der Stütze reduziert und man kann die Säule schmaler machen. Ist die Stütze länger, muss die Säule dicker werden, um die Last zu tragen.

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Balkonkonsolen sind konvex oder konkav abgerundet, weil die entstehende Schräge von einem Winkel mit ca. 60 Grad statisch die Last der Fläche oben am besten in Richtung Gebäude abtragen kann. Würde man die Konsolen eckig machen, würde man Material verschwenden, indem man es an der Konsole dranlässt, obwohl man den Eckteil nicht braucht. Außerdem brechen Ecken beim  Transport und der Verarbeitung leichter ab. Material zu sparen war bereits früher sehr wichtig: Und wenn man die Form konvex und konkav richtig wählt, kann man aus einem Natursteinblock zwei gegenüberliegende Konsolen herausklopfen.

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Können Architekten heutzutage überhaupt noch Gebäude mit kunsthandwerklicher Ausgestaltung planen?

Auch wenn an den Universitäten meist ab dem 3. Semester verstärkt mit Computer-Zeichenprogrammen geplant wird, ist der Entwurf durch Skizzen immer noch ein fester Bestandteil der Ausbildung. Architekten, die noch im 20. Jahrhundert ihr Studium absolviert haben, mussten sich ohnehin häufig komplett auf ihre Fähigkeiten mit Stift und Papier verlassen. Damit ist die wichtigste Grundlage gegeben: Die Entwurfsplanung muss per Handzeichnung angefertigt werden und kann nicht am Computer erfolgen, da die CAD-basierte Architektursoftware, die es im Markt gibt, nicht dafür ausgelegt ist.

Bei den weiteren Planungsstufen müssen die Architekten wie Baumeister in alter Zeit das Zusammenspiel der kunsthandwerklich erschaffenen Gewerke in ihren Auswirkungen einschätzen können, also in puncto Statik, Dämmung, Brandschutz etc. In enger Zusammenarbeit mit den entsprechenden Kunsthandwerksmeistern ist jedoch auch dies problemlos möglich.

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Das Skizzenheft war früher ein fester Bestandteil einer Architekten-Reiseausrüstung

Architekten waren bis zum zweiten Weltkrieg grundsätzlich mit ihrem Skizzenheft auf Reisen, um alles, was gelungen an anderen Gebäuden realisiert worden war, aufzeichnen und zu Hause nachbauen zu können.

Dies ist heute nicht mehr notwendig, da man durch Fotografie und Internet andere Gebäude stets abrufbar vor Augen hat. Der große Vorteil beim permanenten Abzeichnen ist jedoch, dass es das Auge sowohl für den Aufbau kunsthandwerklicher Elemente als auch für ihre Funktion am Gebäude schärft.

Eine gründliche Ausbildung im Abzeichnen bzw. Skizzieren bestehender, gelungener Gebäude ist wirksamer als jeglicher theoretischer Unterricht in Stilkunde. Dies gilt im übrigen auch für Gebäude im Stil moderner Architektur.

Abzeichnen von bestehenden Gebäuden schult das Auge eines jeden Architekten auch noch in einem anderen Zusammenhang: die Proportionen und Symmetrien bzw. ausgewogene Asymmetrien. Das sind nämlich die Merkmale, die einen Altbau, d.h. ein Gebäude aus der Vorkriegszeit, auszeichnen – nicht die kunsthandwerklichen Elemente: Diese sind lediglich einer von vielen weiteren Bestandteilen der Altbaukunst.

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Tausende laufende Meter schmiedeeisernes Geländer und kunstvolle gläserne Sichtschutzkassetten, über 8000 Säulen mit bildhauerisch ausgestalteter Natursteinverkleidung und vieles mehr – wer soll das alles herstellen?

Zunächst einmal ist es wichtig festzuhalten, dass es sich um europäisches und nicht nur deutsches Kunsthandwerk handeln wird: Die Frankfurter Brücken haben zwar ihren Sitz in Frankfurt und lassen somit in erster Linie traditionelle Baukunst aufleben, die der Region entspricht; aber wie oben dargelegt kamen die Stilrichtungen der Rhein-Main-Region aus aller Welt durch die Skizzenhefte der Architekten nach Frankfurt, und somit handelt es sich im Kern um europäisches Kunsthandwerk.

Das ganze Projekt ist auch aufgrund seiner Größe ein Europa-Projekt, sowohl wissenschaftlich als auch ökonomisch – und eben auch gestalterisch.

Und last but not least: Ohne den Beitrag von Kunsthandwerkern aus Polen, Tschechien, Österreich, Italien, Griechenland, Spanien, Frankreich, den Benelux-Ländern und auch Großbritannien wäre es gar nicht möglich, eine derartige Menge an Kunsthandwerk in wenigen Jahren zu liefern, zumal ja nicht alle Meisterbetriebe Deutschlands dafür über Jahre hinweg blockiert werden können.

Das Volumen, die detaillierte Ausgestaltung und auch die Strahlkraft, die die Frankfurter Brücken für die Renaissance des Kunsthandwerks haben werden, machen es jedoch notwendig, auch direkt in Frankfurt Nachwuchs für alle Gewerke auszubilden: und zwar in der zu gründenden Meisterakademie zur Bewahrung und Innovation des europäischen Kunsthandwerks.

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Die letzten Koryphäen ihres Faches: Die Spitzenkunst im Handwerk ist vom Aussterben bedroht

Dass das Handwerk vor allem in Deutschland ein Nachwuchsproblem hat, ist in den vergangenen Jahren immer wieder durch die Presse gegangen. Der Hauptgrund ist die fehlende Nachfrage, denn kaum ein Bauherr beauftragt ein Gebäude in klassischer Architektur, sodass die Hauptabnehmer aus der Denkmalpflege kommen – ein begrenzter Markt.  Hinzu kommt, dass handwerklich solide und ästhetisch gestaltete Bauten bei der Investition zwar mehr kosten, dafür aber zeitlos schön und begehrt und (gut gepflegt bzw. alle paar Jahrzehnte saniert) auch fast zeitlos haltbar sind. Nur dass das leider in modernen Investitionsrechnungen bei der Projektentwicklung meist nicht ebenso wichtig ist wie kurzfristige Amortisation oder Return on Investment. Einfach gesagt: Spitzenqualität mit kunsthandwerklicher Ausgestaltung wird nicht mehr adäquat honoriert. 

Doch selbst wenn mal Geld da ist - spätestens bei dem Brand von Notre Dame ist der Fachkräftemangel für den Wiederaufbau deutlich geworden: Aus ganz Europa mussten Handwerker gesucht werden, die in den unterschiedlichen Gewerken historisch noch bewandert waren. Aus Deutschland wurden Dombaumeister der Dom-Bauhütten gestellt, zu denen der Vorsitzende der Europäischen Dombaumeister, Wolfgang Zehetner anmerkte: „ . . . .diese Bauhütten sind wie die letzten gallischen Dörfer. Im Alltag der heutigen Bauwirtschaft ist dieses Handwerk nicht mehr vorhanden.“

Attraktive Ausbildung und Berufsperspektiven fehlen

Ein weiterer Treiber ist die Bildungspolitik: Seit fast einem halben Jahrhundert liegt der Fokus darauf, möglichst viele junge Menschen zum Abitur zu bringen, während andere Schulformen vernachlässigt werden. Wer aber bis zu seinem neunzehnten Lebensjahr Gedichte analysiert oder Biologie-Referate geschrieben hat ohne eine gleichwertige handwerkliche Förderung im Jugendalter, tut sich schwer, als junger Erwachsener plötzlich eine Säge oder einen Meißel in die Hand zu nehmen.

Wenn eine Branche nicht wächst, nicht adäquat honoriert wird und nicht genug Nachwuchskräfte findet, dann ist das Ende absehbar. Entsprechend sterben in allen Handwerken die letzten großen Meister ihres Faches aus. In 15 bis 20 Jahren wird es in vielen Handwerksberufen niemanden mehr geben, der die Künste und Fertigkeiten der Altvorderen noch beherrscht.

Deshalb entsteht mit den Frankfurter Brücken die Meisterakademie zur Bewahrung und Innovation des europäischen Kunsthandwerkes.

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Die Frankfurter Brücken werden um einen Abschnitt in Frankfurts Nachbarschaft bereichert: die Offenbacher Meisterbrücke

Der ideale Ort für eine Meisterakademie befindet sich über dem Kaiserlei in Offenbach: Das Areal hat einen direkten Zugang zum Main, sodass Materialanlieferung auch über den Fluss erfolgen kann. Die umliegenden Gebäude sind allesamt Gewerbeflächen, so dass auch der wegen der darunter liegenden Autobahnüberfahrt erhöhte Brückenabschnitt nicht vor Wohngebäuden entsteht. Außerdem hat Offenbach eine bedeutende handwerkliche Tradition, von der noch heute die Hochschule für Gestaltung zeugt, auch wenn ihr Schwerpunkt sich im Laufe der Zeit hin verlagert hat zu Kreativität, Kunst, Medien und Design.

Die Meisterakademie zur Bewahrung und Innovation des europäischen Kunsthandwerks auf der Offenbacher Meisterbrücke hingegen umfasst 20 traditionelle Handwerksbereiche.

 

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Die Handwerksfähigkeiten sind bereichsübergreifend fließend bzw. lassen sich jeweils auch in weitere Spezialgebiete untergliedern. Und gerade deshalb ist eine Meisterakademie, wo alle Handwerksrichtungen vertreten sind, extrem bereichernd, weil die Schüler, Lehrlinge, Gesellen (und auch Meister, die die Akademie für spezielle Weiterbildungen besuchen) auch permanent etwas über die anderen Gewerke lernen.

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Über 100.000 Quadratmeter Fläche für 4000 Meisterschüler und ihre Lehrkräfte

Die Meisterakademie über dem Kaiserlei verfügt über eine Werkstatt- bzw. EG-Hallenfläche von 40.000 Quadratmetern. Dabei sind die Handwerksarten räumlich zusammen gruppiert, die gemeinsame Material-, Werkzeug- und Maschinengrundlagen haben. In den Hallen können auch große Elemente tatsächlich produziert werden. Zu der EG-Hallenfläche kommen weitere 60.000 Quadratmeter Gebäudefläche im 1., 2. und teilweise 3. OG hinzu, sodass insgesamt eine Gebäudefläche von 100.000 m2 zur Verfügung steht.

Von dem insgesamt 90.000 m2 großen Areal der Meisterakademie sind (abzüglich Gebäudegrundflächen und Weg- sowie Fahrbahn-Flächen) ca. 30.000 m2 nutzbare Freifläche, auf der auch Teilgebäude errichtet werden können, um  (z.B. beim Dachdecker- oder Maurerhandwerk) die tatsächliche Erstellung von Gewerketeilen üben zu können. Gleichzeitig kann beim Abriss dieser Gebäudeteile die ressourcenschonende Entsorgung oder Wiederverwendbarkeit von Material trainiert werden.

 

Von der Nutzung traditioneller Werkzeuge bis zur Handhabung hochmoderner Maschinen – alles wird gelehrt

Jede Halle hat für ihre Gewerke die komplette Bandbreite an Werkzeugen und Maschinen, die historisch verwendet wurden: von der vollständigen Palette des in Europa traditionell genutzten schlichten, nicht elektronischen Werkzeugs für reine Handfertigungen bis hin zu hochmodernen computergesteuerten Maschinen.

Im 1. und 2. OG der Gebäude befinden sich Klassenräume, die teilweise mit Computern, zum Teil aber auch mit Infrastruktur für Versuchsaufbauten oder einzelnen Arbeitstischen ausgestattet sind, sodass auch in den oberen Etagen nicht nur Theorie und Umgang mit CAD-Programmen, sondern auch feinmotorische Handwerkstätigkeiten gelehrt werden können.

 

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Komplettausstattung mit Werkzeugpaletten und Maschinen für jedes Handwerk

Auf der Offenbacher Meisterbrücke sind alle Handwerksbereiche optimal ausgestattet.

Während in der Grundausbildung der Schwerpunkt darauf liegt, Elemente handwerklich noch so herstellen zu können, wie man es in vorindustrieller Zeit getan hat, wird ab dem zweiten Lehrjahr sukzessive auch das Arbeiten mit elektrischen Werkzeugen eingeführt. 

Das Erlernen von computergesteuerter Fertigung kommt zuletzt, da Handfertigungsprozesse intensiver die Kenntnisse über Materialien und Verarbeitungsprozesse fördern.

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Auf der Offenbacher Meisterbrücke werden Jung und Alt ausgebildet

Die Meisterakademie bietet Lehrlingen und Gesellen eine Ausbildungsmöglichkeit in allen Handwerksbereichen, und sie bietet ebenso Meistern die Möglichkeit, von Koryphäen ihres Faches oder Spezialisten mit anderen Schwerpunkten im Rahmen von Weiterbildungskursen Neues zu erlernen: Aus ganz Europa werden gegen angemessenes Honorar die besten Spezialisten der Handwerkswelt für monatliche oder Trimester bzw. Semester dauernde Ausbildungslehrgänge in die Meisterakademie geholt, um dort ihr Wissen an die Nachwuchstalente weiterzugeben.

Ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist dabei auch die Ausbildung der ganz jungen Talente, deren gezielte Förderung eigentlich schon vor dem 18. Lebensjahr beginnen sollte: Denn während früher Jugendliche im Alter von 14 oder 15 Jahren eine Handwerkslehre begannen und zuvor häufig im elterlichen Betrieb bereits eine Vorprägung und Vorwissen dazu erhalten haben, kommen viele junge Menschen heutzutage erst nach dem Abitur im Alter von 19 Jahren oder im besten Falle nach Abschluss der 10. Klasse im Alter von 16 oder 17 Jahren an die Berufsschulen.

In den Grundschulen und weiterführenden Schulen hat  - zumindest in Deutschland – lediglich eine geringfügige Vorbildung im Rahmen des Kunstunterrichtes stattgefunden, und nur in wenigen Bundesländern gibt es in den Klassen 1 bis 6 noch das Fach Werken.

Der Talent-Pool der Handwerkskünstler: ein vernachlässigtes Potential

Wenn wir heute die Meisterwerke aus alter Zeit bewundern, kommt meist gleichzeitig das Bedauern auf, dass kaum ein Handwerker so etwas heute noch erschaffen kann. Das liegt jedoch ausschließlich an den fehlenden Bildungsstrukturen und an fehlender Marktnachfrage. Es liegt nicht daran, dass der Talent-Pool dafür in Europa nicht mehr da wäre, ganz im Gegenteil: Fast jeder hat in seiner Schulzeit die Erfahrung gemacht, dass es irgendwann jemanden in der Klasse gab, der oder die malen konnte wie ein Profi. Man hat sich neidvoll gefragt, wie das möglich sein kann, einfach so, häufig bei Klassenkameraden, die ansonsten gar nicht durch großartige Glanzleistungen auffielen, und wo auch keine ehrgeizigen Eltern mit Frühbildungsprogrammen im Zeichnen dahintersteckten. Es sind schlicht und einfach Kinder, die das Talent zur künstlerischen Gestaltung mitbekommen haben, wie andere eben ein Talent zum Erlernen von Sprachen, ein Sporttalent oder eine außerordentliche musikalische Begabung haben.

Während es jedoch für Sport und Musik bereits Schulen gibt, wo Kinder ab dem 10. oder 12. Lebensjahr eine intensive Förderung ihres Talentes erhalten und der sonstige Schulpflicht-Unterricht eher nebenher läuft, gibt es derartige Talentschmieden für die Handwerkskunst nicht  -  obwohl es auch hier Spitzen-Begabungen gibt.

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Das Internat der Meisterakademie

200 junge Schüler kann die Meisterakademie jedes Jahr aufnehmen: Der Unterricht findet für die gängigen Schulfächer in Klassen von 20 Schülern statt, für die Handwerksausbildung hingegen teilen sich die Klassen in zwei Züge auf, da sich die Lehrkräfte in der Werkstatt um maximal 10 Schüler in dieser Altersgruppe kümmern können. 

Das bedeutet, dass die Meisterakademie für die ersten drei Jahrgänge (12/13- bis 14/15-Jährige) 600 Schüler hat, und für die anschließende Gesellenzeit weitere 600 Schüler (15- bis18-Jährige), zuzüglich der rund 200 Gesellen, die aus anderen Teilen Deutschlands und Europa kommen und die Aufnahmeprüfung schaffen, allerdings vermutlich bereits 18 Jahre alt sind.

Für die 1.200 Schüler unter 18 Jahren muss es einen Internatsbereich geben, denn ähnlich wie bei Schulen für hochbegabte Musiker oder Sportler fahren entweder die Eltern die Kinder von weiter her zur Schule, oder die Familie zieht sogar in die Nähe. Geht das alles nicht, muss es eine Aufenthaltsmöglichkeit für die Kinder und Jugendlichen an der Schule geben.

Entsprechend ist für die 600 jüngsten Schüler an der Gerbermühlwerft ein Internat geplant, mit einer Gesamtgebäudefläche von rund 9.800qm; für die älteren 600 Schüler unter 18 Jahren ist auf einem Areal weiter westlich über der Gerbermühlstraße ein Internat mit 9.500qm Gebäudefläche geplant.

Die Gesellen, die im Alter von 18 Jahren oder älter auf die Meisterakademie kommen, werden wie andere Auszubildende oder Studenten irgendwo auf den Brücken in Studentenwohnungen oder –wohnheimen untergebracht-

Die Meisterakademie bietet Platz für 1.800 zugereiste Schüler zur Ausbildung und rund 200 Profis zur Weiterbildung

Darüber hinaus ist die räumliche Kapazität sowie Lehrkapazität für weitere 300 Schüler aus der Region gegeben, indem man flexibel die Klassenstärken etwas erhöht.

Internatsstandort für die 600 Meisterschüler im Alter von 12 bis 15 Jahren an der Gerbermühlwerft

Internatsstandort für die 600 Meisterschüler im Alter von 15 bis 18 Jahren über dem Bahnübergang der Gerbermühlstraße

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Auszug aus dem Brücken-Gebäude-Kataster für das Internat der jüngeren Schüler

Auszug aus dem Brücken-Gebäude-Kataster für das Internat der älteren Schüler

Um rechtzeitig für den Bau der Brücken bereits Nachwuchskräfte zu haben, muss die Meisterakademie parallel zur Vorplanungsphase bereits provisorisch auf einem anderen Areal gegründet werden

Der Bau der Frankfurter Brücken – und damit auch der Bau der Offenbacher Meisterbrücke –  kann erst nach einer intensiven Vorplanungsphase von 4 bis 5 Jahren begonnen werden. Da auch der Rohbau der ersten Abschnitte fast 1 Jahr in Anspruch nehmen dürfte, werden erst 6 Jahre nach Beschlussfassung die ersten Handwerker mit kunsthandwerklichem Können benötigt.  Und da es sich anbietet, zunächst mit den etwas weniger kunstvoll ausgestalteten Außenarmen zu beginnen, zum Beispiel mit dem modernen Teil im Osten, dürften weitere ein bis zwei Jahre vergehen, bis es zu einer massiven Nachfrage nach Kunsthandwerk kommt.

Dann allerdings, nach ca. 8 Jahren Vorarbeit, dürfte die Nachfrage rapide ansteigen. Bis dahin können die ersten Kohorten an jungen Nachwuchskräften allerdings auch schon ausgebildet sein, um die bereits existierenden Betriebe aus ganz Europa, die zum Bewältigen dieses Volumens mitarbeiten müssen, intensiv zu unterstützen.

Wichtig wäre lediglich, direkt nach Beschlussfassung, wenn die Offenbacher Meisterbrücke noch nicht gebaut ist, die Meisterakademie auf einem provisorischen Areal schon mal zu gründen und mit der Ausbildung zu starten.

Fortwährendes Talent-Scouting muss europaweit zum Standardprogramm werden

Die Meisterakademie arbeitet deutschland- und europaweit mit Kindergärten und Schulen zusammen und bietet regelmäßig Kurse vor Ort oder Ferienkurse auf der Offenbacher Meisterbrücke an.

Zum Teil fahren Handwerker zu den Kindergärten und Schulen, zum Teil können Schulkinder in Ferien-Camps zur Meisterakademie kommen. Die weitreichendste Form von Scouting ist allerdings die Organisation von Kursen, die lokale Handwerksbetriebe vor Ort in den Kindergärten und Schulen geben: So können in Italien, Polen, England  usw. ebenfalls die Kinder identifiziert werden, die später vielleicht das Meister-Internat besuchen möchten.

Ein Schwerpunkt beim Scouting wird es sein, einen möglichst hohen Anteil an handwerklich begabten Mädchen für die Ausbildung auf der Offenbacher Meisterbrücke zu gewinnen.

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Ausbildungspläne für Meisterakademie fördern gewerkübergreifendes Denken

In den ersten drei Jahren wählen die Schüler noch kein spezielles Handwerk, sondern lernen gemeinsam die Grundlagen für den kunsthandwerklichen Bau von Gebäuden kennen. Leichte Schwerpunktsetzungen können zwar erfolgen; aber im späteren Arbeitsleben ist es hilfreich, wenn jeder, der auf einer Baustelle mitwirkt, versteht, was die Kollegen anderer Gewerke dort machen. Außerdem muss die Wahl des Schwerpunktes dadurch nicht so früh erfolgen.

Auch für die Gesellen ist die Ausbildung auf einem so großen, internationalen und vielfältigen Terrain ein Gewinn für ihre spätere Arbeit. Und für die Meister, die zu Weiterbildungskursen in die Akademie kommen, ist neben der Möglichkeit, von einer Koryphäe oder einem Meisterkollegen mit anderem Schwerpunkt etwas zu lernen, außerdem die reizvolle Chance gegeben, sich in anverwandten Gewerken weiterzubilden.

Normaler Schulunterricht für die Jüngsten darf nicht fehlen

Die 12- bis 15-jährigen Schüler erhalten alle auch eine normale Schulbildung, sodass sie nach den ersten drei Lehrjahren einen Hauptschulabschluss machen können, oder – falls sie sich wieder zum Schulbetrieb hin orientieren möchten – zurück in eine Realschule gehen können.

Denn auch wenn der „normale“ Unterricht nur mit 10 Stunden im Stundenplan ausgewiesen ist, darf nicht unterschätzt werden, wieviel von den Schulfächern in den anderen kunsthandwerklichen Stunden praxisangewandt mitgelehrt werden: Sowohl Geometrie als auch Berechnungen sind bei fast allen Gewerken unerlässlich. Für jede Form von Materialkunde werden die Grundlagen der Chemie automatisch mitgelehrt. Fast alle Bearbeitungsprozesse erfordern ein beachtliches statisches oder physikalisches Grundwissen. Die Geschichte Europas durchdringt ebenfalls alle Gewerke, sodass auch Musikgeschichte für die Schüler vorstellbar wird. Erdkunde wird im Rahmen der Materialkunde mit der Herkunft von Gesteinsarten, alten Formen der Färbekunst oder der Herkunft spezieller Hölzer usw. plastisch greifbar. Und Fremdsprachen, inklusive Englisch, müssen die Schüler ohnehin lernen, um sich mit den unterschiedlichen Meistern, die zu ihrer Ausbildung eingeladen werden, verständigen zu können.

Stundentafel für die jüngsten Lehrlinge – noch nicht aufgeteilt nach unterschiedlichen Handwerken (I) 12-13 jährige Schüler

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Die Meisterbrücken verlaufen über den Autobahnen des neu gestalteten Kaiserlei, sodass die naturschutzrelevanten neuen Grünflächen unberührt bleiben und ggf. für die jüngsten Schüler als Freifläche zum Sport dienen könnten

Stiftung Altes Neuland Frankfurt GNU

Stundentafel für die jüngsten Lehrlinge – noch nicht aufgeteilt nach unterschiedlichen Handwerken (II) 13-14 jährige Schüler

Stiftung Altes Neuland Frankfurt GNU

Exkursionen in den ersten drei Lehrjahren

 

Ausflugsziele - Antike

Saalburg

Römisch Germanisches Museum

Liebighaus

 

Ausflugsziele - Mittelalter

Ronneburg

Altstadt Büdingen

Altstadt Marburg

Kloster Eberbach

Rothenburg ob der Tauber

 

Ausflugsziele - Dome

Mainzer Dom (Glasfenster-Ausflug)

Speyer Dom

Wormser Dom

Frankfurter Dom

Kölner Dom (Glasfenster-Ausflug)

Das Skizzenbuch immer dabei

 

Ausflugsziele - Rohstoffgewinnung

Miltenberger Sandsteinbruch

Koblenzer Schieferbruch

Lahner Marmormuseum

 

Ausflugsziele - Stilrichtungen

Barock/Rokkoko Fulda

Gründerzeit Wiesbaden

Jugendstil  Bad Nauheim

Jugendstil Darmstadt

 

Entferntere Ausflugsziele - Dome

Münster Dombauhütte

Freiburger Dombauhütte

Straßburger Dombauhütte

Regensburger Dombauhütte

 

Entferntere Ausflugsziele - Stilrichtungen

Berliner Klassizismus

Weimarer Klassizismus

Beispiel: Lerninhalte für Steinmetz-Gesellenausbildung auf den Offenbacher Meisterbrücken

SICHERHEIT

Schutz der Gesundheit

- berufseinschlägigen Sicherheitsvorschriften

- Maßnahmen zum Schutz der persönlichen Gesundheit am Arbeitsplatz

- Massnahmen zur Vermeidung von berufsspezifischen Erkrankungen

- Kenntnis aller Verbots-, Gebots-, Warn- und Rettungszeichen

- Maßnahmen für den sicheren Umgang mit Chemikalien

- Kenntnis der Grundsätze für die persönliche Schutzausrüstung

- Schutzausrüstungen fachgerecht auswählen und anwenden

 

Berufseinschlägigen Umweltstandards

- Umgang mit Abfällen und ihre umweltschonende Entsorgung

- Umgang mit wiederverwertbaren Materialien

- Umgang mit belasteten Stoffen

BEARBEITUNG

Werkzeuge, Geräte, Maschinen, Behelfe

Anwendung geeigneter Werkzeuge, Geräte, Maschinen sowie deren Pflege

Anwendung geeigneter Arbeitsbehelfe, Werk- und Hilfsstoffe

Alle berufsspezifischen Werk-, Bau- und Hilfsstoffe vorschriftsgemäß lagern

Kenntnis von Sicherheitsvorschriften für handgeführte und stationäre Maschinen

Lerninhalte für Steinmetz-Gesellenausbildung auf den Offenbacher Meisterbrücken

Bearbeitung

Bearbeitungstechniken für die Herstellung von Werkstücken auswählen: i.e. von Fassaden, Mauerwerk, Böden und Treppen sowie Sonderkonstruktionen

Einsatz der Werkstücke unter Berücksichtigung aller Sicherheitsvorschriften planen

Einsatz passender Gerüstarten bestimmen

Unterschiedliche Arten von Plattenverkleidungen, Verankerungssystemen und Versetztechniken anwenden

Werkstücke fachgerecht ausmessen, anreißen und aufreißen

Schablonen zu Skizzen und Werkzeichnungen anfertigen

Bauelemente und Bauweisen

Gliederung von Fassaden sowie Bauformen von Fassadenelementen beherrschen

Versetztechniken von Sonderkonstruktionen für Bauteile beherrschen (bei natürlichen, künstlichen und Betonwerksteinen)

Mauerwerksarten unterscheiden sowie Eigenschaften und Herstellung von Mauerwerken aus natürlichen, künstlichen und Betonwerksteinen

Gewölbearten sowie Teile von Gewölben beherrschen

Anforderungen an Verlegeuntergründen kennen, Techniken zur Vorbereitung von Verlegeuntergründen auswählen

Verlegearten und das Verlegen von Fußböden aus natürlichen & künstlichen Werksteinen sowie aus Betonwerkstein und Terrazzo im Innen- und Außenbereich, inkl. geeignete Versetz- und Verfugungstechniken anwenden

Unterschiedliche Treppenarten planen und Konstruktionsweisen und Vorschriften für die Errichtung von Treppen beherrschen

Lerninhalte für Steinmetz-Gesellenausbildung auf den Offenbacher Meisterbrücken

GESTEINE – KÜNSTLICHE GESTEINE - BETON

Gesteine

Einteilung von Gesteinen in Gesteinsgruppen und -arten

Entstehung, Gewinnung und Eigenschaften und Verwendungszwecke daraus ableiten

Technische Gesteinseigenschaften mit geeigneten Mess- und Prüfgeräten ermitteln

Anhand der Ergebnisse die Verwendbarkeit des Gesteins beurteilen

Gesteinsproben mit einem Mikroskop untersuchen und unterscheiden sowie geeignete Einsatzbereiche für Gesteine festlegen

Kenntnis berufsrelevanter mineralischer und organischer Bindemittel

Künstliche Steine und Betonwerksteine

Bestandteile und Arten von künstlichen und Betonwerksteinen kennen

Mischgutherstellung erklären

Geeignete Werkzeuge für die Herstellung und Bearbeitung von künstlichen und Betonwerksteinen auswählen 

Oberflächenbearbeitungen und Materialauswahl fachgerecht durchführen

Natürlich und künstliche Werksteine

Natürliche, künstliche und Betonwerksteine fachgerecht imprägnieren und reinigen

Verklebungen und Ergänzungen an natürlichen, künstlichen und Betonwerksteinen fachgerecht ausführen

Umwelteinflüsse auf Werkstücke aus natürlichen, künstlichen und Betonwerksteinen bestimmen

Nutzung von berufseinschlägige Mess- und Prüfgeräte, um Eigenschaften von natürlichen, künstlichen und Betonwerksteinen prüfen

Die Prüfergebnisse dokumentieren, auswerten & interpretieren sowie geeignete Einsatzgebiete für natürliche, künstliche und Betonwerksteine definieren

Lerninhalte für Steinmetz-Gesellenausbildung auf den Offenbacher Meisterbrücken

BERECHNUNGEN - COMPUTER

Berechnungen

Längen, Fläche, Volumen und Masse von Werkstücken berechnen

Gefälle oder Steigung berechnen und darstellen

Maßstabsberechnungen durchführen

Gestaltungsverhältnisse und Proportionen berechnen

Projektbezogene Berechnungen

Materialbedarfsberechnungen anhand von Plänen oder Skizzen

Die erforderliche Arbeitszeit für die Herstellung von Werkstücken aus natürlichen, künstlichen und Betonwerksteinen kalkulieren

Projektbezogene Aufzeichnungen

Maßlisten erstellen und interpretieren

Zeichnungen normgerecht beschriften, bemaßen

Versetzpläne und Schablonen sowohl manuell als auch computerunterstützt erstellen

Computerunterstütztes Arbeiten

Skizzen und Werkzeichnungen von Werkstücken aus natürlichen, künstlichen und Betonwerksteinen sowohl manuell als auch computerunterstützt erstellen

Werkstücke computerunterstützt in unterschiedlichen Ansichten darstellen

PROJEKTKOMPETENZEN

Kundeninteraktion

Kundenwünsche aufnehmen und diskutieren

Modelle anhand von Kundinnen- und Kundenwünschen anfertigen

Projektidee entwickeln und die Projektziele formulieren

Einen Projektplan mit Meilensteinen aufstellen

Die zur Projektrealisierung erforderlichen Ressourcen aufzeigen

Lerninhalte für Steinmetz-Gesellenausbildung auf den Offenbacher Meisterbrücken 

DENKMALPFLEGE - RESTAURATION - KUNSTGESCHICHTE

 

Schriften, Ornamente, Symbole

Bedeutung von Schriften, Ornamenten und Symbolen

Geeignete Arbeitsverfahren für deren Anbringung

Schriften, Symbole und Ornamente gravieren

Denkmälern und Grabdenkmälern

Einschlägige Verbindungen und Fundierungsarbeiten

Sanierungs- und Restaurierungskonzepte für Werkstücke aus natürlichen, künstlichen und Betonwerksteinen

Aufgaben der Denkmalpflege

Reinigungstechniken für Denkmäler und Grabdenkmäler

Umwelteinflüsse auf Werkstücke aus natürlichen, künstlichen und Betonwerksteinen,

Maßnahmen zum Schutz von Werkstücken

Auswirkungen der Verwitterung an Werksteinen durch Schadensanalysen erkennen

Geeignete Konservierungsmaßnahmen umsetzen

Kunstgeschichtliche Epochen

Übersicht über verschiedene kunstgeschichtliche Epochen geben sowie diesen Bauweisen, Baustile und Bauelemente zuordnen

Typische Bauelemente unterschiedlicher Stile und Epochen skizzieren

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Rund 120 Lehrkräfte werden in der Meisterakademie benötigt, um 600 - 800 Lehrlinge, 800 - 1000 Gesellen sowie 400 - 600 Meisterschüler zu unterrichten und Weiterbildungskurse für rund 300 Kollegen abzuhalten

Hinzu kommen rund 50 Teilzeit-Lehrkräfte für die Schulfächer, die nicht im Rahmen des Handwerksunterrichts abgedeckt werden. Wenn zusätzlich bis zu 300 Schüler aus der Region Frankfurt als Pendler hinzukommen, werden die Klassen etwas vergrößert (von 10 auf bis zu 12 bei den Jüngeren, und bei den Älteren auf bis zu 20). 

Von den 120 Lehrkräften sind im Schnitt  zwei Drittel „Gast-Meister“, die für einen Kurs, ein Trimester oder ein Semester eingeladen werden, um ihr Wissen an die Jugend und ihr Spezialwissen an andere Meister weiterzugeben. 

Es ist dabei zu beachten, dass Gast-Meister trotz ihres vermutlich vergleichsweise höheren Alters noch ihre eigene Werkstatt, ihren eigenen Kundenstamm oder auch eigenen Betrieb mit Angestellten haben. Deshalb wird es nur selten möglich sein, sie selbst bei attraktiver Honorarvergütung für längere Zeiträume zu binden. Die Hauptmotivation dürfte für die Koryphäen ihres Faches sein, dass sie die Möglichkeit erhalten, ihr Wissen und ihr Können an sehr talentierte junge Menschen weiterzugeben.

Außerdem können sie während ihrer Gast-Dozentur Mitarbeiter oder vielleicht sogar Schüler mit Nachfolgerpotential finden. Da die Schüler alle bereits am Ende ihrer Gesellenzeit eine ausgezeichnete Ausbildung erhalten haben, wird vermutlich ein Großteil danach ohnehin in Meisterbetriebe irgendwo in Europa gehen, um dort ihre Meisterausbildung direkt in einem Betrieb zu machen. 

Untergebracht werden die Gast-Meister in den Meisterhäusern, auf dem Brückenabschnitt über der Gerbermühlstraße und der Strahlenberger Straße. Die rund 20.000 Quadratmeter umfassenden Gebäude sind sowohl für Einzelgäste als auch zum Teil für Familien ausgelegt, falls doch mal ein Gast-Meister bereit ist, länger zu bleiben und Familie mitbringen möchte.

Ein Kern-Element der Meisterakademie zur Bewahrung und Innovation des europäischen Kunsthandwerks sind Kooperationen

Während es bei Universitäten und Instituten Usus ist, Netzwerke aufzubauen oder für Studenten und Lehrkräfte Austauschjahre zu organisieren, gibt es dies nur in geringem Umfang für Kunsthandwerke in  Europa.

Die Akademie auf der Offenbacher Meisterbrücke wird daher der Kern eines Netzwerkes, das Verbindungen und Austausch schafft, sowohl für die jeweiligen Kunsthandwerke europaweit miteinander als auch für verschiedene Gewerke untereinander.

Die wichtigsten Kooperationen sind die mit anderen Handwerksschulen bzw. Berufsschulen - im Rhein-Main-Gebiet und deutschlandweit: Lehrkräfte-Austauschprogramme stellen sicher, dass Ausbildungswissen weitergegeben wird; und die Meisterakademie bietet darüber hinaus mit ihren Gast-Dozenturen von Koryphäen selbst für erfahrende Lehrkräfte eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Weiterbildung.

Die Vernetzung in Deutschland auf Kammer-Ebene kann nur mithilfe der Hessischen Handwerkskammern erfolgen, die drei von 54 Handwerkskammern in Deutschland sind, in denen sich das deutsche Handwerk organisiert. Mithilfe der Handwerkskammern können Informationsaustausch über moderne Technologien, Weiterbildungsmöglichkeiten und auch das Talent-Scouting im Interesse lokaler Handwerksbetriebe organisiert werden: Denn hat ein Handwerksbetrieb bei sich in der Nähe in Kindergärten und Schulen begabte Nachwuchshandwerker identifiziert, erhöht sich für ihre Region über die Jahre hinweg die Zahl der jungen Menschen, die von der Meisterakademie gut ausgebildet in die Heimat zurückkehren und dort in Betrieben arbeiten oder in der Lage sind, Betriebe zu übernehmen. Denn von der Nachfolger-Problematik sind viele Handwerksbetriebe, und zwar gerade die mit denkmalschützerischer oder kunsthandwerklicher Ausrichtung, betroffen. 

Eine weitere wichtige Kooperation ist die mit der Hochschule für Gestaltung Offenbach, denn für den Auftrag der Akademie zur „Innovation des europäischen Kunsthandwerkes“ ist der Austausch und die Zusammenarbeit mit Studenten und Lehrenden aus Fachbereichen der modernen Produktgestaltung und Kunst unerlässlich.

Die HfG Offenbach als wichtiger Kooperationspartner

40 Prozent der Frankfurter Brücken wird nicht im klassischen Stil, sondern modern gebaut, das sind 20 Kilometer Brücke, die es kunsthandwerklich modern zu gestalten gilt.

Die Hochschule für Gestaltung in Offenbach ist in Deutschland und auch international bekannt für ihre Expertise im Produktdesign, und daher rekrutieren sich die „Gestalter“ für den modernen Bereich auch potentiell aus den Nachwuchskräften der HfG Offenbach.

Kooperationen aller Art zwischen der Meisterakademie und der HfG bieten sich dadurch und durch die räumliche Nähe sowie auch thematische Überschneidungen an: Die Studenten der HfG formen ihre Produkte und Kunstwerke selbst, zum Teil aus ähnlichen Materialien wie sie auch auf der Akademie verwandt werden. So könnten sie ihre Kenntnisse z.B. in Bildhauerei und Holzverarbeitung in Kursen an der Meisterakademie vertiefen.

Umgekehrt können die Schüler der Meisterakademie für alle Fragen der Innovation von den HfG Schülern in gemeinsamen Projekten lernen und ggf. ebenfalls Weiterbildungsmöglichkeiten in der HfG belegen. Ob Metallverarbeitung, Karosseriebau, Lichteffekte, kreative Bauten usw.  –  will man über die bloße Rezeption der klassischen Vorbilder hinaus, müssen Anregungen und Zusammenarbeit mit Ausbildungsstätten gesucht werden, bei denen Kreativität und Design sowie die Moderne im Vordergrund stehen.

HfG integrierendes Design – Tioli – David Maurer
HfG interkulturelles Design - Lichtlinie
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Kooperation mit der Werner-von-Siemens-Schule: Vernetzung mit Elektrotechnik

Ein weiterer wichtiger Kooperationspartner ist die Werner-von-Siemens-Schule in Frankfurt, die junge Menschen in unterschiedlichsten Fachrichtungen der Elektrotechnik ausbildet: Die Meisterakademie umfasst nicht das Fach Elektrotechnik, aber beim Bauen sind die Grundkenntnisse dazu bzw. ein Grundverständnis unerlässlich. Wenn es um Innovation geht (zum Beispiel Beleuchtungskonzepte bei Glaskunst) oder um Automatisierung von Gewerken (zum Beispiel automatisch sich öffnende Türen u.ä.), dann gibt es stets eine Schnittstelle zu den Elektrotechnikern.

Die Schüler der Meisterakademie könnten die Grundlagen der Elektrotechnik in Kursen der Werner-von-Siemens-Schule vermittelt bekommen. Und die Schüler der Werner-von-Siemens-Schule können im Gegenzug Kurse auf der Offenbacher Meisterbrücke besuchen, die ihr Verständnis oder auch ihr handwerkliches Können schulen. Auch gemeinsame Projektarbeit ist denkbar, um die Schnittstellen-Arbeit des späteren Beruflebens auf der Baustelle bereits in der Ausbildung live zu erproben.

Kooperation mit der Philipp-Holzmann-Schule: Vernetzung mit der Fachrichtung Heizung, Sanitär, Klima

Das gleiche gilt für die Philipp-Holzmann-Schule in Frankfurt: Sie bildet junge Menschen in den Fächern Heizung, Sanitär und Klima aus und hat eine starke Ausrichtung auf ökologische Themen.

Modernes und nachhaltiges Bauen erfordert auch bei klassischer Architektur eine hohe Kompetenz in genau diesen Themenbereichen: Dämmen, Abwärme-Nutzung, Trinkwasser-Einsparung oder auch Regenwassernutzung sind wichtige Themen bei jedem Neubau. Die Meisterakademie und die Philipp-Holzmann-Schule können ihre Schüler im Rahmen von Kooperationen um die ökologischen Kompetenzen der jeweils anderen Fachrichtung bereichern.

Kooperation mit dem IT-College auf den Frankfurter Brücken

Das IT-College der Frankfurter Brücken liegt auf der anderen Seite des Mains, der Meisterakademie quasi gegenüber. Auch dort sind alle Altersgruppen vertreten, denn jeder, der exzellent programmieren kann, egal welchen Alters oder aus welchem Land, ob mit oder ohne Schulabschluß, kann hier aufgenommen werden und studieren.

Auch dort gibt es somit Studenten in der Altersgruppe von 12 - 18 Jahren, die in Internaten untergebracht werden.

Für die Schüler beider Ausbildungsstätten auf den Brücken ist die Welt auf der anderen Seite des Flusses eine Bereicherung: Bei den Meisterschülern ist die Informatik von Computer-gesteuerten Maschinen extrem wichtig, und den IT-Schülern tut es gut, auch mal zwischendurch eine kleine Mauer zu bauen oder etwas aus Holz zu schnitzen.

Außerdem können sich die Internate beider Seiten bei Engpässen aushelfen sowie mit ihren Schülern gemeinsame Aktivitäten wie Sport oder Ausflüge planen.

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Die Meisterakademie bietet jungen Menschen eine Perspektive neben IT und sonstigen computerlastigen Berufen

Die Nachfrage nach Handwerkern mit kunsthandwerklichem Können wird im Zuge des Baus der Frankfurter Brücken gigantisch werden. Wird die Meisterakademie also gleichzeitig mit Beschlussfassung des Brückenbaus gegründet und zunächst in Provisorien untergebracht, wachsen bis zum Einsetzen der Nachfrage bereits Kohorten junger Handwerker heran.

Sollte allerdings eine weitere Stadt in Europa zur gleichen Zeit oder sogar früher beschließen, ein Brückenkonzept mit weiten Teilen traditioneller Architektur zu realisieren, dann könnte es für die Frankfurter Brücken sogar knapp werden. So viele Schmiede, Steinmetze, Glaser etc. wie man für zwei Brückenlandschaften dieser Art benötigen würde, gibt es in ganz Europa gar nicht mehr. Es werden für das eine Infrastruktur-Projekt in Frankfurt schon kaum genügend Kapazitäten europaweit da sein.

Handwerk wird mit der Einführung von wunderschönen Brücken über grauen, breiten Autostraßen in Europa auf jeden Fall zur neuen coolen Berufswahl gehören: Die Meisterakademie zeigt einen Weg auf, wie man als junger Mensch auch ohne Abitur oder Studium top ausgebildet, kulturell extrem versiert und international ausgerichtet sein kann – und zudem auch noch außerordentlich gute Verdienstmöglichkeiten haben kann.

Denn es ist unerlässlich, einen großen Teil unseres Humankapitals in Zukunft nicht einfach brachliegen zu lassen: Der IT-Branche wird eine glänzende Zukunft vorausgesagt, während viele der heutigen Dienstleistungsberufe immer stärker von intelligenten Computerprogrammen ersetzt und immer mehr Tätigkeiten von computergesteuerten Maschinen übernommen werden. Viele junge Menschen haben jedoch einfach andere Begabungsschwerpunkte, die nichts mit Computern und Programmierung zu tun haben. Und für diese Gruppe bieten die Frankfurter Brücken mit dem Aufschwung des Kunsthandwerks  -samt der Gründung einer Ausbildungsstätte dafür- eine zukunftsträchtige Lösung.

Fazit: Die Frankfurter Brücken schaffen eine neue Blütezeit für das traditionelle und gleichzeitig ressourcenschonende Handwerk in Europa

Auf den Brücken werden Generationen von erstklassigen Kunsthandwerkern ausgebildet, die nicht nur das gesammelte Wissen und Können des traditionellen europäischen Kunsthandwerks von alten Meistern erlernen bzw. wiederentdecken, sondern dieses auch weiterentwickeln und mit den technischen Möglichkeiten, die die moderne Forschung bietet, verbinden.

Damit werden tausenden von jungen Menschen in ganz Europa neue Ausbildungs- und Arbeitschancen eröffnet. Es erwarten sie außerdem durch den Bau der Frankfurter Brücken sowie etwaige ähnlichen Bauten in anderen europäischen Städten große Auftragsvolumina über Jahrzehnte hinweg.

Die überholte Auffassung, es gäbe einen Gegensatz zwischen „Kunsthandwerk&Naturmaterialien=Alt“ versus „Minimalistisch&Beton/Glas=Modern“ wird dabei komplett aufgehoben: Es wird eine Bauwelt erschaffen, die durch Material und Haltbarkeit extrem nachhaltig und damit zukunftsweisend ist.